DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA I
Die japanische Notenbank hat angesichts der andauernden Inflation ihre Politik geändert und betrachtet ihre Obergrenze für die Renditen von Staatsanleihen nicht mehr als harte Grenze, sondern als Referenzpunkt. Seit 2016 verhindert die Bank of Japan (BoJ), dass die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen über ein bestimmtes Niveau steigt. Dies ist Teil einer Politik, die als "Kontrolle der Renditekurve" bekannt ist. Im Juli hatte sie die harte Obergrenze von 0,5 auf 1 Prozent angehoben - nun kündigte die Notenbank an, dass diese 1-Prozent-Grenze nur noch als Referenzwert zu betrachten sei und sie ihre Staatsanleihenkäufe "unter Berücksichtigung der Marktzinsen" durchführen werde.
Eine neue feste Obergrenze wurde nicht festgelegt. An ihrem kurzfristigen Zinsziel von minus 0,1 Prozent hält die BoJ fest.
"Die Bank of Japan hat heute de facto die Kontrolle über die Renditekurve abgeschafft, und wir gehen davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger die Negativzinsen schon im Januar aufheben werden", sagte Marcel Thieliant, Ökonom bei Capital Economics.
Die Notenbank räumte zudem ein, dass die Inflation in Japan länger andauert als von ihr erwartet. Das Direktorium der Bank erklärte am Dienstag, dass es davon ausgeht, dass die Kerninflation - ein Maß, das die Preise frische Lebensmittel ausschließt - in dem Haushaltsjahr bis März 2025 2,8 Prozent erreichen wird, gegenüber einer vorherigen Prognose von 1,9 Prozent. Dies wäre das dritte Jahr in Folge, in dem die Inflation über dem 2-Prozent-Ziel der Bank of Japan liegt.
Einige Marktteilnehmer hatten mit einer entschlossenen Anhebung der Zinssätze gerechnet. Der Yen gab nach der Entscheidung etwas nach und wurde am Dienstagnachmittag in Tokio bei etwa 149,90 zum Dollar gehandelt. Die Rendite 10-jähriger japanischer Staatsanleihen lag bei 0,93 Prozent und damit leicht unter dem Referenzwert der Notenbank.
Mit dem Schritt vom Dienstag räumte Notenbank-Gouverneur Kazuo Ueda ein, dass der Markt die Zinsen schneller nach oben treibt, als er erwartet hatte. Ursprünglich hatte er gesagt, er glaube nicht, dass die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen 1 Prozent erreichen werde, und bezeichnete die harte Obergrenze bei diesem Niveau als eine Maßnahme für den "Fall der Fälle".
TAGESTHEMA II
Die Stimmung in der chinesischen Industrie ist im Oktober nach offiziellen Angaben gesunken. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor verringerte sich auf 49,5 (September: 50,2), wie aus Daten der nationalen Statistikbehörde und der China Federation of Logistics & Purchasing (CFLP) hervorgeht. Vom Wall Street Journal befragte Ökonomen hatten einen Stand von 50,2 Punkten prognostiziert. Ein PMI-Stand über 50 deutet auf eine Expansion des Sektors hin, Werte darunter auf eine Schrumpfung.
Der Subindex für die Produktion verringerte sich auf 50,9 (Vormonat: 52,7), jener für den Auftragseingang ermäßigte sich auf 49,5 (50,5). Der Index für neue Exportorder - ein Indikator für die Auslandsnachfrage nach chinesischen Gütern - fiel auf 46,8 (47,8).
In der Dienstleistungsbranche hat sich die Lage im Oktober eingetrübt, wie der ebenfalls am Morgen veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor zeigte. Er fiel auf 50,6 (Vormonat: 51,7) Punkte.
AUSBLICK UNTERNEHMEN +
In den USA veröffentlichen u.a. folgende Unternehmen Geschäftszahlen:
12:30 Caterpillar Inc, Ergebnis 3Q
12:30 GE Healthcare Technologies Inc, Ergebnis 3Q
12:45 Pfizer Inc, Ergebnis 3Q
22:01 Amgen Inc, Ergebnis 3Q
22:15 Advanced Micro Devices Inc, Ergebnis 3Q
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 13:30 Arbeitskostenindex 3Q PROGNOSE: +1,0% gg Vq 2. Quartal: +1,0% gg Vq 14:45 Index Einkaufsmanager Chicago Oktober PROGNOSE: 45,3 zuvor: 44,1 15:00 Index des Verbrauchervertrauens Oktober PROGNOSE: 100,0 zuvor: 103,0
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % E-Mini-Future S&P-500 4.173,25 -0,3% E-Mini-Future Nasdaq-100 14.342,00 -0,5% Nikkei-225 30.858,85 +0,5% Hang-Seng-Index 17.080,31 -1,9% Kospi 2.276,89 -1,5% Shanghai-Composite 3.011,54 -0,3% S&P/ASX 200 6.780,70 +0,1%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
In unterschiedliche Richtungen laufen die Börsen in Ostasien und Australien am Dienstag. Während schwache heimische Einkaufsmanagerindizes die chinesischen Börsen ins Minus drücken, hat der Tokioter Aktienmarkt ins Plus gedreht, nachdem die Bank of Japan (BoJ) ihren geldpolitischen Kurs weitgehend bestätigt hat. Zuvor hatten enttäuschende Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsatz die japanische Börse belastet. Deutlicher unter Druck steht der Kospi in Seoul. Indexschwergewicht Samsung ermäßigt sich um 0,3 Prozent. Das Unternehmen hat einen Gewinneinbruch von fast 80 Prozent vermeldet, Analysten hatten aber Schlimmeres befürchtet. Derweil hat die australische Börse den Handel mit einem kleinen Plus beendet. Anleger stießen vor allem Aktien der Lithium-Branche ab. Pilbara Minerals, Allkem, Mineral Resources und Sayona verloren zwischen 3,9 und 7,4 Prozent. Die beiden Bergbau-Schwergewichte BHP und Rio Tinto gaben 1,4 und 0,6 Prozent ab. Kursgewinne der vier großen Banken zwischen 0,4 und 0,7 Prozent hievten den breiten Markt in positives Terrain.
US-NACHBÖRSE
Mit einem Kurssprung von 16 Prozent hat die Pinterest-Aktie im nachbörslichen Handel am Montag auf die Drittquartalszahlen der Online-Plattform reagiert. Das Unternehmen hat mehr umgesetzt und verdient als erwartet. Auch der Ausblick sei solide, urteilten Marktbeobachter. Dagegen ging es für VF Corp um 7,5 Prozent abwärts. Der Hersteller von Sneakern der Marke Vans hat mit dem Ergebnis seines zweiten Geschäftsquartals die Erwartungen verfehlt und den Ausblick zurückgezogen. Wolfspeed machten einen Satz von 12,8 Prozent nach oben. Der Verlust des Halbleiterunternehmens im ersten Geschäftsquartal fiel geringer aus als von Analysten befürchtet. Auch der Ausblick war besser als angenommen. Pulmonx verteuerten sich um rund 14 Prozent, nachdem der Spezialist für minimalinvasive Behandlungen von Lungenkrankheiten seine Umsatzprognose angehoben hatte. Mit Enttäuschung reagierten Anleger darauf, dass Petmed die Dividende gestrichen hat. Überdies war der Hersteller von Tiermedizin im zweiten Geschäftsquartal in die roten Zahlen gerutscht. Die Aktie sackte um 25 Prozent ab.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 32.928,96 +1,6% 511,37 -0,7% S&P-500 4.166,82 +1,2% 49,45 +8,5% Nasdaq-Comp. 12.789,48 +1,2% 146,47 +22,2% Nasdaq-100 14.335,51 +1,1% 155,09 +31,0% Montag Freitag Umsatz NYSE (Aktien) 894 Mio 935 Mio Gewinner 1.999 749 Verlierer 882 2.137 Unverändert 107 97
Sehr fest - Eine bislang ausgebliebene Eskalation im Nahost-Konflikt hat an der Wall Street am Montag für kräftige Aufschläge gesorgt. Trotz des offensichtlichen Beginns der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist es bei Drohgebärden anderer Staaten der Region geblieben, eine Ausweitung des Krieges ist bislang nicht zu beobachten. Händler sprachen aber auch von einer deutlichen Erholung. Der Dow-Jones-Index hatte in der vergangenen Woche 2,1 Prozent verloren und am Freitag auf dem niedrigsten Stand seit Ende März den Handel beendet. Für den S&P-500 war es um 2,5 Prozent nach unten gegangen. Höhere Preise haben McDonald's im dritten Quartal einen deutlichen Gewinnanstieg beschert. Der Kurs legte um 1,7 Prozent zu. General Motors gewannen 0,5 Prozent. Der Auto-Hersteller hat nach Ford und der Chrysler-Muttergesellschaft Stellantis ebenfalls ein neues vorläufiges Abkommen über einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) erzielt, sagten mit den Gesprächen vertraute Personen. ON Semiconductor brachen um 21,8 Prozent ein. Höhere Gewinne standen einem leicht gesunkenen Umsatz gegenüber. Das Unternehmen sprach aber von einem schwachen Markt und stellte einen Ausblick auf das vierte Quartal unter Markterwartung in Aussicht.
US-ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 5,05 +2,9 5,03 63,4 5 Jahre 4,82 +4,1 4,78 82,0 7 Jahre 4,90 +4,9 4,85 92,5 10 Jahre 4,89 +5,3 4,84 101,2 30 Jahre 5,05 +3,0 5,02 108,0
Die gestiegene Risikobereitschaft belastete auch den vermeintlich sicheren Rentenhafen, die Renditen stiegen somit. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 5,3 Basispunte auf 4,89 Prozent.
DEVISEN
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Mo, 8:10 Uhr % YTD EUR/USD 1,0603 -0,1% 1,0613 1,0563 -0,9% EUR/JPY 159,20 +0,6% 158,26 157,82 +13,4% EUR/GBP 0,8728 +0,1% 0,8723 0,8710 -1,4% GBP/USD 1,2148 -0,1% 1,2166 1,2126 +0,4% USD/JPY 150,15 +0,7% 149,12 149,44 +14,5% USD/KRW 1.351,59 -0,2% 1.354,52 1.351,32 +7,1% USD/CNY 7,1789 +0,1% 7,1752 7,2425 +4,1% USD/CNH 7,3308 +0,1% 7,3255 7,3278 +5,8% USD/HKD 7,8237 +0,0% 7,8206 7,8215 +0,2% AUD/USD 0,6353 -0,2% 0,6367 0,6359 -6,8% NZD/USD 0,5834 -0,1% 0,5837 0,5830 -8,1% Bitcoin BTC/USD 34.290,35 -0,6% 34.485,39 34.347,72 +106,6% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Dollar gab nach, der Dollar-Index verlor 0,4 Prozent. Im Handel war von gestiegener Risikoneigung die Rede. Den nächsten Impuls dürfte die Zinsentscheidung der US-Notenbank liefern. Die Aussicht auf ein "high for longer" bei den Zinsen geben dem Dollar nur noch wenig Aufwärtsschub, wohingegen Daten oder Aussagen, die die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen nächstes Jahr größer erscheinen lassen, ihn vergleichsweise stärker belasten dürften, hieß es von der Commerzbank.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL / GAS
ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 82,85 82,31 +0,7% +0,54 +7,2% Brent/ICE 88,10 87,45 +0,7% +0,65 +7,8%
Abzulesen war die Hoffnung auf ein Ausbleiben eines Flächenbrandes im Nahen Osten auch an kräftig fallenden Erdölpreisen. Für Brent und WTI ging es um bis zu 3,5 Prozent nach unten. Laut Robert Yawger von Mizuho hat Israels Vormarsch nach Gaza einen maßvollen Ansatz verfolgt, der bisher weder zu verstärkten Vergeltungsmaßnahmen geführt noch eine höhere Risikoprämie für Öl erforderlich gemacht hat.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.993,85 1.995,10 -0,1% -1,26 +9,3% Silber (Spot) 23,13 23,30 -0,7% -0,16 -3,5% Platin (Spot) 931,98 934,60 -0,3% -2,63 -12,7% Kupfer-Future 3,65 3,66 -0,3% -0,01 -4,3%
Der Goldpreis rutschte knapp unter die wichtige Marke von 2.000 Dollar und gab nach zuletzt drei Handelstagen mit Aufschlägen leicht nach.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
INDUSTRIEPRODUKTION JAPAN
Die japanische Industrieproduktion stieg im September um 0,2 Prozent zum Vormonat; Volkswirte hatten einen Anstieg um 2,5 Prozent prognostiziert. Im Zeitraum Juli bis September schrumpfte die Produktion um 1,3 Prozent zum Vorquartal.
EINZELHANDELSUMSATZ JAPAN
Der japanische Einzelhandelsumsatz stieg im September zum Vorjahr um 5,8 Prozent. Die Supermärkte steigerten ihren Umsatz um 4,5 Prozent.
ARBEITSLOSENQUOTE JAPAN
Die Arbeitslosenquote betrug im September 2,6 Prozent und entsprach damit der Konsensprognose von Ökonomen.
GENERAL MOTORS (GM)
und die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) haben im Tarifstreit eine vorläufige Einigung erzielt. Streikende GM-Arbeiter werden an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, während das Abkommen einen Ratifizierungsprozess durchläuft, hieß es weiter.
NVIDIA
Neue Exportkontrollen der USA könnten den Chipkonzern dazu zwingen, im nächsten Jahr Milliardenaufträge für seine Hightech-Chips aus China zu stornieren. Chinesische Technologieunternehmen hätten dann keinen Zugang mehr zu wichtigen Ressourcen für künstliche Intelligenz (KI). Nvidia hatte die Lieferungen seiner KI-Chips nach China für dieses Jahr eigentlich schon abgeschlossen, wollte aber einige Bestellungen für 2024 noch vor Inkrafttreten der neuen Vorschriften Mitte November ausliefern, wie informierte Personen sagten. Die US-Regierung teilte Nvidia jedoch letzte Woche schriftlich mit, dass die neuen Exportbeschränkungen für High-End-Chips in Länder wie China ab sofort gelten würden.
SAMSUNG ELECTRONICS
hat im dritten Geschäftsquartal belastet vom schwachem Halbleitergeschäft einen kräftigen Gewinnrückgang verzeichnet, die Markterwartungen aber übertroffen. In den drei Monaten per Ende September sank der Nettogewinn um 38 Prozent auf 5,844 Billionen südkoreanische Won, umgerechnet rund 4,08 Milliarden Euro. Im Vorquartal hatte Samsung Electronics nur 1,724 Billionen Won verdient. Das operative Ergebnis lag mit 2,434 Billionen und der Umsatz mit 67,405 Billionen Won weitgehend im Rahmen der Erwartungen des Unternehmens.
Der Ausblick auf die kommenden Monate kann sich sehen lassen: Samsung geht davon aus, dass die Nachfrage nach Speicherchips wahrscheinlich im vierten Quartal und im nächsten Jahr aufgrund der neuen Produkte und wegen der boomenden Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz weiter steigen wird. Zudem dürfte die Nachfrage nach leistungsstarken Computerchips zunehmen, die in generativen KI-Anwendungen eingesetzt werden.
X (ehemals TWITTER)
Die Social-Media-Plattform X offeriert ihren Beschäftigten Dokumenten zufolge Aktien, die das Unternehmen mit rund 19 Milliarden US-Dollar bewerten - deutlich unter dem Übernahmepreis von 44 Milliarden Dollar, den Elon Musk vor einem Jahr zahlte. Wie aus einem internen X-Dokument hervorgeht, in das das Wall Street Journal Einblick hatte, gewährt X (ehemals Twitter) seinen Beschäftigten Aktienzuteilungen zu einem Preis von 45 US-Dollar je Aktie. Das entspricht einer Unternehmensbewertung etwa 55 Prozent unter dem Preis von 44 Milliarden Dollar vom Oktober 2022. Im März hatte Musk Beschäftigten mitgeteilt, dass sie Aktienzuteilungen auf der Grundlage einer Bewertung von rund 20 Milliarden Dollar erhalten würden.
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(END) Dow Jones Newswires
October 31, 2023 02:34 ET (06:34 GMT)
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Author: Lindsey Livingston
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